Costa Rica bedeutet "Reiche Küste", das ist ein recht vielversprechender Name für das Land in Mittelamerika, übrigens von Kolumbus so ausgesucht. Wenn man sich die Landkarte ansieht, scheint alles gleich um die Ecke zu sein: Karibik, Pazifik, Palmenstrände, Vulkane, Regenwald, Nebelwald. Die Praxis zeigt jedoch, dass man einige Zeit für die Besichtigung einplanen sollte, die Straßen sind nicht immer asphaltiert...
Wir hatten das Land 2010 anlässlich einer Tauchsafari bei der Isla del Coco kennengelernt und schon damals beschlossen, wiederzukommen.
Die fantastische Natur Costa Ricas prägt jede Reise, das Zirpen von Insekten begleitet die Nächte, morgens wird man von den Rufen der Brüllaffen geweckt und noch vor dem Frühstück wollen die Naturschönheiten im Regenwald entdeckt werden. Das erlebt man am besten hautnah in einer Urwald-Lodge, so auch wir. Vogelkundler hatten angeblich den Tourismus nach Costa Rica gebracht. Anfang der 70-er Jahre kamen erst ein paar "Bird Watchers", dann folgten Hunderte, später Tausende mit Ferngläsern und Bestimmungsbüchern.
In Costa Rica kann man rund 900 Vogelarten sehen, darunter auch den heimischen Göttervogel Quetzal und diverse Kolibri-Arten. Dazu kommen verschiedenste Amphibien und Reptilien, Säugetiere und 1200 verschiedene Orchideen und andere exotische Blüten. Grund für diese Vielfalt sind die vielen Höhen- und Feuchtigkeitsstufen.
Einer der kleinsten und zweifellos schönsten Vögel der Welt, den es ausschließlich in der Neuen Welt gibt, ist der Kolibri. Es gibt geschätzte 330 Arten, etwa 50 davon kommen in Costa Rica vor. Das Gewicht der Vögel liegt zwischen 2 und 9 Gramm, ihr Herz schlägt bis zu 10 mal schneller als das des Menschen. Die allgegenwärtigen Vögel ernähren sich von Nektar, sind je nach Art auf ganz bestimmte Blüten spezialisiert und besitzen einen dafür dienlichen Schnabel.
Die Farbe GRÜN begleitete uns auf der ganzen Reise, durch die häufig auftretenden Regenfälle wurde die Intensität der Farbe noch verstärkt. Bei der Entwicklung der enormen Artenvielfalt in Costa Rica spielt unter anderem das Klima eine große Rolle. Viel Sonnenlicht und eine hohe Luftfeuchtigkeit haben den Reichtum an Pflanzen quasi explodieren lassen. Durch die gleichbleibend hohen Temperaturen tragen Bäume und Sträucher das ganze Jahr über Blüten, Nektar, Samen und Früchte.
Diese sind dann wieder Nahrung für die Tiere. Im Regenwald findet man viele Spezialisten, die jede noch so kleine Nische ausfüllen können.
Viele Tiere des Regenwaldes sind perfekt getarnt, Käfer und Schmetterlinge gleichen Baumrinden und Schlangen haben die Farbe von Blättern. Manchmal entdeckt man zufällig die roten, blauen oder grünen (giftigen) Frösche, diese sind so winzig, dass man schon zweimal hinsehen muss. Die meisten einheimischen Schlangen sind ungefährlich, jedoch sind Giftschlangen wie die Greifschwanz-Lanzenotter entweder gut getarnt oder extrem auffällig. Daher sollte man sich am besten mit einem erfahrenen Naturkundigen zu Ausflügen in den Dschungel begeben.
Die Region Cerro de la Muerte ist etwa 2,5 Stunden von San Jose entfernt und ein Geheimtipp als Alternative zu Monteverde. In dieser ruhigen Gegend gibt es noch viel unberührten Nebelwald und ebenfalls eine vielfältige Vogelwelt. Die größte Attraktion ist das Vorkommen des Quetzals, des legendären Königsvogels der Maya. Um ihn zu finden, braucht man jedoch einen kundigen Führer. Der Quetzal ist in Mittelamerika durch die Zerstörung seines Lebensraumes und illegale Jagd stark gefährdet und steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
Wir hatten das große Glück, ihn gleich zweimal sehen zu dürfen innerhalb von 24 Stunden, die Kommunikation zwischen der Paraiso de Quetzal Lodge und den Landwirten in der Gegend funktionierte tadellos. Hier wurde eine neue "Geschäftsidee" entwickelt, um Vogelfreunden und Fotografen die Beobachtung dieser seltenen und schönen Vögel zu ermöglichen. Die Lodge selber liegt in einer zauberhaften Umgebung auf 2.650 Metern Höhe in einem exotischen Garten. Gewohnt haben wir in einfachen Zimmern, die urgemütlich gewesen wären, wenn wir nachts nicht so gefroren hätten. Leider hatten wir den Baumwoll-Schlafanzug mit langen Armen und Beinen zu Hause vergessen. Aber der nächste Morgen mit einer etwas abenteuerlichen Tour zu den "Costa Rican Pygmy-Owls" und einem nochmaligen Treffen eines männlichen Quetzals ließ uns die kalte Nacht schnell vergessen.
Nach Abschluss des Workshops fuhren wir zusammen mit Jalil nach Jacó, ein bei Surfern beliebter Badeort an der Pazifik-Küste. Die Temperaturen waren hier nochmals deutlich höher, begleitet von einer hohen Luftfeuchtigkeit. Der Pool in der kleinen Anlage der "La Perlita" war uns daher sehr willkommen. Frühmorgens oder abends waren wir dann wieder auf der Suche nach Fotomotiven.
Last but not least ein dickes Dankeschön an Jalil und José für die Planung und Durchführung des Workshops, die vielen Tipps, Anregungen und Diskussionen. Wir waren wieder einmal begeistert von den tollen Möglichkeiten in diesem Land, Costa Rica ist wirklich ein Garten zwischen zwei Weltmeeren und wir können nur hoffen, dass dieses Naturparadies noch lange so erhalten bleibt. Pura Vida!
Noch mehr Fotos sind hier zu finden.