Reisebericht Tauchkreuzfahrt Rotes Meer 2022 mit der MY Independence III Nordtour und Brother Islands
Wegen der Berichterstattung im Vorfeld, dass insbesondere der Flughafen Frankfurt mit dem erhöhten Reiseaufkommen Personalprobleme hätte, planten wir ausnahmsweise einen Vorabend-Check-In. Dies erwies sich jedoch auch als problematisch, da bei Condor nach 18 Uhr nur zwei Schalter geöffnet hatten und wir erst nach über 1,5 Stunden den Flughafen wieder verlassen konnten. Überraschenderweise war dann die Sicherheitskontrolle am Morgen des Abflugs erstaunlich lasch, aber wenn man immer alles vorher wüsste.....
Das Gepäck kam jedenfalls gut an, der Transfer war kurz, da die Tour kurzfristig geändert wurde und in Hurghada startete. Wir waren insgesamt 13 Taucher an Bord, darunter meist Einzelreisende in einer Gruppe, die sich fast ohne Ausnahme über eine einzeln belegte Doppelkabine freuen konnten. Guides waren Renate und Mohammed, von der Crew waren uns einige Gesichter bereits seit vielen Jahren bekannt (M/Y Quick Shadow).
Die Independence 3 ist das neueste Schiff der Bluewater Safaris, welches erst 2022 fertiggestellt wurde. Einige "Kinderkrankheiten" mussten wir bemängeln, die sicherlich im Verlauf der Saison, oder im nächsten Trockendock abgestellt werden.
Ähnlich wie zu Beginn der letzten Tour im November auf der Indy 2 war auch auf dieser Reise der Wind unser ständiger Begleiter, verbunden mit kräftigem Wellengang. Leider gab es teilweise Probleme insbesondere beim Einstieg in die Zodiacs, da die Tauchplattform der Independence 3 eindeutig zu hoch ist. Hier kam es manchmal zu gefährlichen Situationen an einigen Tauchplätzen.
Der Check Dive fand bei Hurghada am Shaab el Erg statt, die gewünschten Delfine waren leider nicht unterwegs, daher ging es weiter zum ersten Wracktauchgang im Norden am Shaab Abu Nuhas. Insgesamt betauchten wir 14 Schiffwracks auf unserer Reise:
Chrisoula K (Abu Nuhas, Frachtschiff aus Griechenland, gesunken 1981, Fracht: Keramik)
Carnatic (Dampfsegler aus England, gesunken 1869, Ladung: Wein)
Giannis D (Abu Nuhas, aus Griechenland, 1984 gesunken, Fracht: Holz)
Barge (Gubal Island)
Rosalie Moller (Straße von Gubal, aus Griechenland, 1941 gesunken)
Thistlegorm (Shaab Ali, Frachtschiff aus England; Baujahr 1940; gesunken 1941; Tiefe 16-31 Meter; wurde von einem deutschen Jagdbomber versenkt; LKWs, PKWs und Motorräder als Ladung; eines der schönsten und bekanntesten Wracks des Roten Meeres)
Dunraven (Shaab Mahmut, Frachtschiff aus England; Baujahr 1873; gesunken 1876)
Million Hope (Japanisches Frachtschiff, gesunken 1996 in Sharm el Sheikh, Ladung: Kali, Phosphat)
Kimon M (Abu Nuhas, Frachtschiff aus Panama, 1978 gesunken, Linsen)
El Mina (Minensuchboot aus Ägypten, gesunken 1969)
Numidia (Big Brother Island, Frachtschiff aus England, gesunken 1901)
Salem Express (Fährschiff aus Ägypten; Baujahr 1966; gesunken 1991; Tiefe 10-30 Meter)
Balena (Ausflugsboot im Hafen von Hurghada, schöner Bewuchs, viel Fisch und Schneckchen)
Das Rote Meer war schon seit jeher eine wichtige Hauptverkehrs- und Handelsroute, vor allem seit der Eröffnung des Suezkanals. Rifflandschaften, Untiefen und andere Hindernisse haben in den vergangenen Jahren - vorwiegend im nördlichen Roten Meer - unzählige Schiffe zum Sinken gebracht. Wracktaucher kommen somit in Ägypten voll auf ihre Kosten.
Unsere persönlichen Favoriten waren die Carnatic, die Barge (Gubal Island, Tauchgang mit 7 Delfinen und Roland hatte im richtigen Moment die Kamera parat), natürlich die Thistlegorm und die Balena im Hafen von Hurghada mit unglaublich viel Fisch und schönem Bewuchs, leider auch mit getrübter Sicht. Unmittelbar nach dem Nachttauchgang am Shaab Abu Nuhas besuchten uns in der zweiten Woche überraschenderweise zwei Mantas und zeigten sich über einen langen Zeitraum an der Oberfläche.
Nach den vielen Wracktauchgängen im Norden und in der Straße von Tiran machten wir uns auf den Weg zu den Brother Islands, ein langer Weg mit nochmaligem Stopp bei Abu Nuhas. Wir hatten uns schon gefreut, dass mit uns gleichzeitig nur 1 Tauchschiff am Großen Bruder lag, jedoch zeigten die beiden Tage dort, dass sich die Fahrt dahin überhaupt nicht gelohnt hatte. Unglaublich starke Strömung sowohl am Südplateau vom Großen Bruder, als auch an der Nordspitze bei der Numidia machten vor allem den Wiedereinstieg in die Zodiacs sehr schwer. Wir sind noch nie von einer Tauchreise mit derartig vielen blauen Flecken und Abschürfungen am Körper zurückgekommen. Haie haben wir dort nicht gesehen, so wie überhaupt auf der gesamten Tour. Am 2. Tag konnten wir am Kleinen Bruder einige Delfine vorbeiflitzen sehen. Wir traten jedoch entgegen dem ursprünglichen Plan die Rückreise bereits mittags an, um am Abend einen Nachttauchgang bei Safaga zumachen. Dort stand auch am vorletzten Tauchtag der Besuch der Salem Express an, ein schön zu betauchendes Wrack, jedoch polarisiert dieser Tauchplatz aufgrund der tragischen Geschichte mit Hunderten Toten.
Irgendwann waren dann auch die zwei Wochen vorbei und wir kehrten zum Glück alle relativ unversehrt (abgesehen von blauen Flecken) nach Hurghada zurück, wo wir noch einen schönen Abend in einem Straßencafé verbrachten. Es war wieder einmal eine sehr interessante Tour, auch hier haben wir wieder Neues kennengelernt, z.B. nervige Vuvuzelas unter Wasser, die ausgerechnet von Guide Mohammed eingesetzt wurden.
Auch die "Prognosen" über die jeweils vorherrschende Strömung (Blick in die Kristallkugel?) haben nicht immer gestimmt, teilweise hatte man auch das Gefühl, dass keine Abstimmung zwischen den beiden Tauchguides (1. Gruppe / 2. Gruppe) herrschte. Mal wurde vor einer besonders gefährlichen Strömung gewarnt, die dann gar nicht vorhanden war und ein anderes Mal kam die Strömung aus einer völlig anderen Richtung wie vorhergesagt. Natürlich sollte jedem Taucher klar sein, dass eine Strömung jederzeit unter Wasser wechseln kann, aber manchmal hätte man durch einen vorherigen Strömungscheck den Tauchgang anders planen können. Dies sind wir im Übrigen bei Bluewater Safaris so gewohnt und es hatte bis dahin auch meistens funktioniert.
Ein besonderer Dank geht an Dieter, der unermüdlich für uns die Boje schoss. Wir wünschen der Crew der Independence III allzeit gute Fahrt, die nächste Tour im Roten Meer würden wir dann wieder mal in den Süden machen. Inshallah!