Auch dieses Jahr waren wir wieder dabei, diesmal auf der 12-Tages-Tour mit Start in Hurghada. Geflogen waren wir wieder einmal mit Condor, die sich aber scheinbar auch auf der Mittelstrecke zu einer "low-cost-airline" entwickelt hat. Auch Softgetränke nur mit Aufpreis, das obligatorische belegte Brötchen, keine Unterhaltung (wird auf dieser Strecke nicht angeboten), Sitze, die nicht verstellbar waren, jedenfalls nicht in unserer Reihe. Für 600 Euro plus 100 Euro für Tauchgepäck konnten wir das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht so recht erkennen. Jedoch pünktlich sowohl auf dem Hin- und Rückflug und auch das Gepäck war immer dabei. Nach der Landung in Hurghada dann das übliche Getümmel in der Ankunftshalle, etwa 1.000 Leute wollen gleichzeitig durch das Nadelöhr bei den wenigen Einreiseschaltern. Sämtliche Hinweistafeln in der Halle wegen des Ausfüllens der Formulare sind nur noch in russischer Sprache vorhanden, das sollte einem langsam zu denken geben!
Irgendwann hatten wir es dann doch geschafft und unser Abholer brachte uns in kürzester Zeit zur Marina, wo die Crew und einige Gäste schon auf uns warteten. Wir hatten dieses Mal Kabine 1 im Unterdeck. Kurze Zeit später folgten die Briefings mit Melissa und Daniel, Erledigen des Papierkrams, Auspacken, Aufrüsten und das erste Abendessen an Bord. Insgesamt 17 Taucher hatten sich für diese Tour angemeldet.
Die Tour startete am nächsten Morgen außergewöhnlich früh gegen 9 Uhr bei leichtem Wellengang. Unser erstes Ziel sollte ein Checktauchgang bei Shab el Erg sein, wie immer recht ereignislos, aber gut zum Eintauchen. Danach folgte die Überfahrt nach Abu Nuhas, wo in den letzten 130 Jahren mehrere Schiffe versunken sind. Wir betauchten hier die MS Carnatic (Wein- und Flaschenfrachter), die MS Chrisoula K (Keramik- und Fliesenfrachter), sowie die MS Giannis D (Holz).
Für uns ein absolutes Highlight auf dieser Tour war die SS Rosalie Moller. Der britische Schüttgutfrachter wurde 1941 von deutschen Bombern versenkt und liegt gut erhalten bis etwa 50m Tiefe auf sandigem Grund. Das Hauptdeck liegt jedoch auf 35m und es herrschte starke Strömung, daher waren die Tauchgänge recht anspruchsvoll. Teilweise gab es herrlichen Bewuchs, zum Beispiel am Mast, sowie viele Schwärme von Glasfischen und Fledermausfischen.
Das letzte Ziel auf dieser Etappe sollte das wohl bekannteste Schiffswrack im nördlichen Roten Meer sein, die SS THISTLEGORM. Der etwa 125m lange britische Militärfrachter wurde ebenfalls von einem deutschen Bomber getroffen und sank auf der Stelle. Insbesondere der vordere Teil und ein großer Teil der Ladung ist noch gut erhalten. Zu besichtigen sind Eisenbahnwaggons, Motorräder und Lastwagen, Tieflader, Panzer und und und... Auch die Thistlegorm ist ein sehr beeindruckendes Biotop geworden, allerdings war das Vergnügen durch die Anwesenheit von sehr vielen Tauchern gleichzeitig sehr eingeschränkt.
Ein tolles Erlebnis war der Nachttauchgang in diesem Wrack (Rolands 800. Jubiläumstauchgang!), hier gab es nicht so viele Blasen, dafür erstaunlich viel Fisch und andere Lebewesen.
Am 4. Tauchtag gab es dann ein Wiedersehen mit Ras Mohammad, der südlichsten Spitze der Sinai-Halbinsel. Die Halbinsel wurde bereits 1989 zum Nationalpark erklärt, Schiffe dürfen dort beispielsweise nicht ankern. Im Sommer findet man dort teilweise riesige Schulen an Schnappern, Doktorfischen, Fledermausfischen und Barrakudas. Wir betauchten Jolanda Reef und Shark Reef, die ehemalige Ladung der MS Jolanda (Wasch- und Toilettenbecken) befindet sich immer noch dort.
Danach ging es auf eine lange Reise Richtung Süden, unser nächstes Ziel sollten die Brother Islands sein, eine relativ ruhige Überfahrt von etwa 12 Stunden wartete auf uns. Am nächsten Morgen gab es dann einen nicht ganz so frühen Early Morning Dive am Kleinen Bruder, wo wir auch vor Anker lagen. Hier warteten wieder die gar nicht scheuen Flötenfische zum Anfassen, unzählige Putzerstationen und wunderschöne intakte Gorgonien. Auch der 2. Tauchgang am Little Brother brachte eine kleine Sensation: Für uns den ersten Manta im Roten Meer und dieser umkreiste unsere Gruppe annähernd 15 Minuten immer und immer wieder. Ein Video haben wir HIER eingestellt. Am späten Nachmittag dann eines der wirklichen Highlights der gesamten Tour: Wir hatten uns entschlossen, nicht mit dem Zodiac in den Norden zu fahren, sondern vom Boot aus ins Wasser zu springen und das Glück war mit uns. Auf etwa 20m Tiefe schwamm uns ganz gemütlich ein Fuchshai entgegen, zog zwar dann schnell vorbei, kam aber nochmals zurück, weil aus der Richtung andere Taucher kamen.
Für den nächsten Morgen gab es dann folgenden Eintrag im Logbuch: Barracudas, Muränen, Quallen und zu viele Taucher! Daher wurde auch von der Gruppe beschlossen, auf den Großen Bruder, den Big Brother zu wechseln, wo wir noch zwei weitere Tauchgänge machten, den letzten am Wrack der Numidia.
Nach dem Abendessen ging es dann auf die nächste größere Etappe der Tour, die Fahrt zum Daedalus-Riff. Dieses Riff haben wir in den letzten 4 Jahren einige Male betaucht, dort haben wir wirklich tolle Tauchgänge erlebt, leider sind ja die Weißspitzen-Hochseehaie (Longimanus) nicht mehr vor Ort.
Aber auch dieses Jahr gab es hier außergewöhnliche Begegnungen, welche die Taucherherzen erfreut haben: Die Hammerhai-Schule ist immer noch im Norden der Insel zu finden (allerdings aufgrund der Wassertemperaturen immer in 30-40m Tiefe!), wir hatten gleich 2x das Vergnügen, beim zweiten Mal ganz exklusiv nur für uns, da nur noch 2 Schiffe vor Daedalus ankerten. Außerdem gab es mit einer Ausnahme immer Begegnungen mit Mantas, da außergewöhnlich viel Plankton rund um die Insel vorhanden war. Wir konnten mindestens drei Mantas unterschiedlicher Größe ausmachen, davon ein kleinerer, der uns mit artistischen Einlagen über eine halbe Stunde begeisterte und das, obwohl sich zunehmend immer mehr Taucher an diesem Ort einfanden. Er ließ sich auch nicht von einem wirklich aufdringlichen Fotografen, der mit einer GoPro-Kamera an der Stange vor seiner Nase herumfuchtelte, beeindrucken - zum Glück. Manchmal fragt man sich schon, ob dieser Massentourismus unter Wasser den Tieren Schaden zufügt.
Nach der letzten langen Überfahrt Richtung Küste zurück gab es dann am Tag 11 die letzten beiden Tauchgänge am legendären Elphinstone-Riff. Wir haben diesen Tauchplatz noch nie mit so wenig Wellengang und auch Tauchbooten erlebt, unter Wasser gab es da erheblich mehr Bewegung! Wir sahen 2 Hammerhaie, allerdings relativ weit unter uns, 2 Napoleons und viel Riff-Fische. Irgendwann war dann auch der schöne Abschlusstauchgang zu Ende.
Am frühen Nachmittag ging es dann zurück nach Port Ghalib, das Deko-Bier gab es dann abends in einem Restaurant an der Marina.
Fazit: Äußerst gelungene Tour, die man vermutlich nur schwer toppen kann. Eine bewährte Crew auf
einem schönen Safari-Schiff bei abwechslungsreicher Spitzen-Küche, engagierte Guides, Begegnungen mit Haien,
Mantas & Co, Nachttauchgang an der Thistlegorm. Ein besonderer Dank an die gut gelaunten Gäste, Melissa und
Daniel (Dive-Guides) und an die gesamte Crew der MY Independence II.
Blue Water Safaris: "Wir kommen wieder, vielleicht gibt es
ja auch mal wieder eine vernünftige Flugverbindung nach Marsa Alam."