Endlich wieder einmal Tauchen im Roten Meer, wir hatten eine extra lange Tour (12 Tage) inklusive den weit vorgelagerten Tauchplätzen Brother Islands und Daedalus Riff gebucht. Aufgrund der Demonstrationen in Ägypten im Februar war es ja lange Zeit gar nicht sicher, ob wir fliegen können, entsprechend groß war dann die Freude.
Die Tour startete an der neuen Marina in Hurghada bei blauem Himmel und strahlender Sonne. Unser erstes Ziel sollte ein
Checktauchgang in der Nähe von Hurghada sein (Gota Abu Ramada), danach folgte die Überfahrt von etwa 6 Stunden zu den
Brother Islands. Zeit genug, um sich mit den übrigen Gästen bekannt zu machen. Wir waren insgesamt 19 Taucher an
Bord, Guides waren Birgit und Ahmed.
Beim Checktauchgang war uns etwas kalt, 22 Grad im Roten Meer erschienen uns trotz der 5mm-Anzüge ziemlich
kühl, daher wurden in den nachfolgenden Tagen auch die Kopfhauben benützt. Je weiter wir in den Süden kamen,
umso höher waren jedoch die Wassertemperaturen, bei den St. Johns Riffen hatten wir dann schon 24 Grad. Wegen der vorangegangenen
Unruhen in Nahost erlebten wir den Luxus, beinahe an jedem Tauchplatz das einzige Boot zu sein.
Die Brother Islands (Al Akawein) liegen einsam in offener See, etwa 140 km von der Küste bei Safaga entfernt.
Die lange Anfahrt und raue Wetterverhältnisse im Winter beschränken das Tauchen dort meist auf das Sommerhalbjahr.
Nach einer relativ ruhigen Überfahrt konnten wir bereits am Ankerplatz an der Südseite des Little Brother den Wind
spüren. Das relativ kleine Riff bot kaum Schatten für eine ruhige Nacht, entsprechend unruhig war unser Schlaf.
Am nächsten Tag ging es dann richtig los, die Brothers sind ja bekannt für starke Strömung,
üppige Weichkorallen und riesige Gorgonien und nicht zuletzt Begegnungen mit Großfischen, an der Nordseite des Big Brother
können zwei Wracks betaucht werden. Leider hatten wir nur wenige Sichtungen mit größeren Fischen, relativ
viele Napoleons und Karettschildkröten waren zu beobachten, leider nur ein einziger Seidenhai.
Etwas Aufregung kam in den Ablauf, weil die Mitglieder des Tauchclubs St. Augustin anlässlich des Early-Morning-Dives
am Big Brother ein Survival-Training mit zwei Tauchern veranstalteten, die im übrigen nach etwa 2 Stunden wohlauf geborgen wurden.
Wir hatten kurz vor der Weiterfahrt noch die Gelegenheit, den Leuchtturm auf dem „Großen Bruder“ zu besichtigen.
Am Ende des 3. Tages ging es (teilweise in der Nacht) 180 Kilometer Richtung Süden zum Daedalus Riff (Abu el Kizan).
Dieses Riff erhebt sich aus einer Tiefe von mehr als 600 Metern bis wenige Zentimeter unter die Wasseroberfläche. Da es direkt in
der Schifffahrtsstraße liegt, befindet sich ebenfalls ein großer Leuchtturm auf dem Riffdach. Geankert wurde am
Südplateau, wo das Riff in einer Tiefe von 25 Metern beginnt, hier findet man wundervolle Weichkorallen und Anemonenteppiche. Gleich
beim 1. Tauchgang trafen wir auf einen Grauhai, leider wurde unsere Hoffnung auf weitere Großfischbegegnungen an dieser Stelle
nicht erfüllt. Eine andere Gruppe traf im Norden des Riffs zwei Hammerhaie, als wir am selben Nachmittag dieselbe Ecke betauchten,
ließen diese sich nicht mehr blicken (Gell, Ahmed, this was a fucked blue water dive).
Nach dem Abendessen des 4. Tages fuhren wir nochmals eine längere Strecke zu den südlichen
Tauchplätzen, „Deep South“ genannt. Betaucht wurden Rocky Island, Zabargad und die St. Johns-Riffe (Umm
Aruk, Habili Ali, Habili Gaffa, Gotha Soraya, St. John´s Caves) Herrliche Korallengärten, Höhlen, viele
Riff-Fische, immer wieder anhängliche Napoleons, aber sonst wenig Großfisch konnten wir dort sehen. Auch der in den
letzten Jahren dort immer wieder gesichtete Longimanus ließ sich nicht blicken.
Eines der Highlights der Tour war der Tag bei Shab Sataya, auch Dolphin Reef genannt. Erst der Tauchgang in einem sehr
schönen Korallengarten mit vielen juvenilen Fischen und danach Schnorcheln am anderen Ende des rund 1,5 km langen
Riffes. Hier trafen wir auf eine Gruppe von etwa 50 Spinnerdelfinen mit ihren Jungtieren, die Begeisterung war natürlich
groß.
Am 9. Tag standen die Tauchplätze der Fury Shoals auf dem Programm: Malahi (mit tollen Lichtspielen im nach oben
hin geöffneten Höhlensystem), sowie Abu Galawa Kebir (Wrack). Am Tag darauf wurden Shab Claudio (Riff mit Tunnels und
Durchbrüchen) und Abu Galawa Soraya betaucht, bei den Nachttauchgängen gab es keine außergewöhnlichen Sichtungen, relativ leer waren die
Riffe während der Nacht.
Die Fahrt war jetzt etwas rauer, es ging wieder zurück in den Norden, immer gegen die Wellen.
Am 10. Tag sollte unser Ziel Shab Sharm in der Nähe von Marsa Alam sein. Leider kam es an Bord zu einem
Zwischenfall beim Befüllen der Flaschen, teilweise wurde wohl die Luft verunreinigt, so dass nur ein Teil der Gruppe diesen Tauchgang
machen konnte. Wir gehörten zu den Glücklichen, unsere Luft war in Ordnung, dafür hatten wir dann mit
auffällig starken Strömungen unter Wasser, speziell direkt unter dem Schiff zu kämpfen (Waschmaschine). Nach einem
recht unspektakulären Tauchgang an der Südspitze wurden wir deshalb von der Crew mithilfe von Leinen wieder
„eingefangen“.
Der zweite Tauchgang konnte nach Filterwechsel des Kompressors und vollständiger Leerung der Flaschen wieder von
allen gemacht werden. Zuvor konnten vom Schiff aus die hohen Wellen beobachtet werden, wir wagten es dennoch nochmals, den
Langnasenbüschelbarsch in der Gorgonie am Südwestplateau zu suchen (und zu finden). Bei der Rückkehr zum Boot wieder dasselbe Spiel, wir hatten die Leine
verpasst und mussten uns dann von einem Zodiac aufnehmen lassen, da uns die Strömung in Windeseile weggespült hatte.
Abends stand dann der letzte Nachttauchgang der Tour am Shab Marsa Alam auf dem Programm. Ganz nett, aber nicht sehr
spektakulär.
Der letzte Tauchtag sollte noch ein Highlight bringen: Elphinstone als „Early Morning Dive“, auch hier gab
es kräftige Wellen und wieder eine Ernüchterung, lediglich ein kleiner Weißspitzen-Riffhai in einer Höhle. Fazit: Großfisch im Roten Meer –
leider auch bei kühleren Wassertemperaturen Glückssache.
Der Abschlußtauchgang war bei Marsa Shouna, eine größere Bucht nahe unserem Ziel Ras Ghalib,
hier soll es Dugong(s) geben. War klar, dass wir bei unserem Glück keine antreffen würden, wobei die Sicht
aufgrund der kräftigen Winde ziemlich schlecht war. Wir tauschten bei diesem Tauchgang unsere Partner, Roland tauchte mit
Nicolai, ich (Antje) war mit Birgit 75 Minuten lang quer durch die Seegraswiesen unterwegs. Wir fanden jede Menge Kleinzeugs und hatten
zweimal das Vergnügen, eine wirklich große Schildkröte beim Fressen zu beobachten, die sich von uns auch überhaupt nicht stören ließ.
Nach etwa 30 Minuten Fahrtzeit war endgültig Schluss, wir liefen in den Hafen Ras Ghalib ein, wo dann das
große Abbauen, Reinigen und Trocknen der Ausrüstung begann.
Noch ein paar Worte zur M/Y Quick Shadow: Das Essen war sensationell gut, abwechslungsreich und immer ausreichend (was bei dem
großen Appetit der Gäste nicht selbstverständlich war). Ein großes Lob daher an Mohammed, den Chef der Küche. Die ganze Crew war sehr motiviert,
hilfsbereit, aufmerksam, die Jungs haben manche Unzulänglichkeiten, die es an Bord gegeben hat, wieder ausgebügelt. Speziellen
Dank an Birgit und Ahmed, die wirklich keinen einfachen Job hatten (nur für Insider).