Falken-Tagebuch 2022
Wir hatten ja die Hoffnung beinahe schon aufgegeben. In den Vorjahren war das Falkenpaar (oder ein anderes)
immer schon Anfang des Jahres bei sonnigem Wetter rund um den Kirchturm zu sehen und manchmal auch zu hören. Dieses Jahr war
wieder einmal alles anders. Sonst wurden wir immer bei unseren Reinigungsarbeiten in der Nische empört beschimpft, dieses Jahr
hatten auch die befragten Anwohner keinen Falken gesehen. Die niedrigen Temperaturen während der Nächte könnten ein Grund
gewesen sein. Zufällig konnten wir dann am 14.03. vormittags zwei Falkenpaare über der Kirche beobachten, die sich heftige
Gefechte lieferten. Augenscheinlich wurde um den Nistplatz gestritten, seitdem sitzt morgens abwechselnd der Terzel oder ein
Weibchen am Eingang der Nische. Es sieht dann doch ganz gut aus.....
Noch ein Wort zu den Geschehnissen im Juni 2021, die uns persönlich noch sehr lange beschäftigt haben. Uns ist klar, dass es
ohne unsere Liveübertragung eventuell nicht dazugekommen wäre, falls tatsächlich Menschen die Verursacher des Verschwindens der
jungen Falken und der Mutter gewesen sein sollten. Dies konnten wir aber leider nicht beweisen, da unsere Kamera nicht
aufzeichnet. Wir haben uns entschlossen, die Liveübertragung nicht mehr weiter zu bewerben, um den Kreis der Zuschauer
auch möglichst klein zu halten.
Unsere Falken sitzen jetzt regelmäßig in der Nische oder am Eingang, außerdem wird gebalzt, meist in der
Nähe der Kirche. Wir sind sehr gespannt, ob und wann das 1. Ei gelegt wird. In den vergangenen Jahren war dies immer Mitte bis
Ende April der Fall.
Seltsamerweise gab es dieses Jahr keine größeren Auseinandersetzungen mit den Dohlen, diese haben sich relativ friedlich
verhalten und die alten Nistplätze auf der anderen Seite des Kirchturmes besetzt.
Am Wochenende hatten wir einen Totalausfall der Kamera, nach Überprüfung der Anlage und der Leitung musste
diese ausgebaut und inspiziert werden. Eine Reparatur war leider nicht möglich, daher gibt es jetzt Aufnahmen einer neuen
Kamera. Vielen Dank auch an Herrn Fröhlich für die kurzfristige Unterstützung bei der neuen Konfiguration.
Rund um die Kirche wurde heute fleißig weiter gebalzt. Eventuell auftauchende Rivalen werden gemeinschaftlich vertrieben.
Einfach nur erstaunt war unser Turmfalken-Paar über den Weißstorch, der es sich heute Morgen in der Storchen-Nisthilfe und
auf dem Kirchendach bequem gemacht hatte. Dieser wurde nur neugierig beobachtet, aber nicht attackiert.
Um Punkt 12.00 Uhr war es endlich so weit, wir konnten live beobachten, dass Frau Falke das erste Ei gelegt
hat. Sie war schon davor ziemlich unruhig und immer in der Nische zugegen. Ende April scheint etwas spät zu sein im Vergleich
mit den Vorjahren, aber bei den doch kühleren Temperaturen vor allem nachts nicht so sehr verwunderlich.
Falken legen im Abstand von zwei Tagen die weiteren Eier und üblicherweise wird erst nach dem letzten Ei mit der Brut begonnen.
Wir hoffen sehr auf einen glücklichen Verlauf.
Frau Falke bewacht ihre 5 Eier in diesem Jahr bereits sehr früh, vielleicht ist es doch die Falkenmama vom
letzten Jahr. Es scheint so, als wenn beide Partner das Gelege nicht aus den Augen lassen wollen, dies hatten wir in den
Vorjahren so nicht beobachtet. Auch der Terzel kommt als Ablösung immer wieder vorbei, die Beute wird auch direkt in der Nische
serviert.
Ab und zu sieht man ihn oder sie auf der Storchennisthilfe sitzen, meist abends und auch nur dann, wenn der Storch nicht da
ist, der immer noch ab und zu dem Kirchendach einen Besuch abstattet.
Das Warten hat endlich ein Ende, ein Küken war heute Morgen bereits geschlüpft, gegen 8 Uhr kamen auch die
ersten Mails von aufmerksamen Beobachtern, vielen Dank dafür! Wir sind sehr gespannt, in welchen Abständen jetzt die nächsten
Küken schlüpfen werden, da die Falkenmutter ja sehr früh mit der Brut begonnen hatte, eigentlich schon nach dem ersten Ei.
Gegen 11.15 Uhr kam der Terzel mit einer Maus, diese wurde aber noch zur Seite gelegt. Er durfte allerdings seinen Nachwuchs
nur vom Eingang aus betrachten.
Gestern waren es schon drei Falkenkinder, gegen Abend war dann Nr. 4 geschlüpft und heute Morgen waren es
dann fünf. Es ist faszinierend, zu beobachten, wie schnell sich das Dunenkleid der Jüngsten entwickelt, wobei man auch schon
sehr deutlich den Größenunterschied zwischen dem ältesten und dem jüngsten Küken erkennen kann.
Am späten Vormittag verließ die Falkenmutter erstmals die Nische, allerdings nur für kurze Zeit. Scheinbar gibt es außerhalb
wieder ein Mäusedepot (früher war es eine Regenrinne, wir werden es beobachten).
Nach dem großen Gewitter heute Nacht soll es diese Woche sehr heiß werden, das wird die Falkenfamilie wahrscheinlich nicht weiter stören, sie sind in ihrer Nische gut geschützt vor Sonne, Wind und Regen. Die 1. Woche ist nun geschafft und man kann den kleinen Falken eigentlich täglich beim Wachsen zusehen. Die Mama verlässt nun auch für kurze Zeit das Nest und vermutlich darf der Terzel nun bald die Beute selber übergeben. Wir werden sehen. Scheinbar ist es wieder ein gutes Mäusejahr.
Aufgrund der höheren Temperaturen scheinen die Aktivitäten etwas eingeschränkt zu sein, es erreichten uns schon Anfragen besorgter Zuschauer, ob genügend gefüttert wird. Die Kleinen hinterlassen aber einen sehr munteren Eindruck, sie putzen sich und es werden auch schon die Flügel gestreckt. Außerhalb der Nische gibt es derzeit etwas Aufregung, da sich scheinbar öfter ein zweites Falkenpaar im Luftraum befindet, auch die Dohlen fliegen seltsamerweise jeweils zur Fütterungszeit einige Attacken auf das Falkenpaar. Die Falkenmutter befindet sich jetzt meist außerhalb der Nische, sitzt aber entweder auf einem der Bäume gegenüber oder auf dem Turmdach, hat also alles im Blick.
Unsere Falkenkinder wachsen, das Gefieder verändert sich zunehmend. Sie beginnen, immer weiter nach vorne zu rutschen und ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten. Wir erwarten sie nächste Woche am Rand der Nische, wo sie sicherlich dann zu sehen sein werden. An diesem Wochenende wird es abends noch ungewohnt laut für sie, da das Straßenfest in Ellmendingen stattfindet, zum Glück auf der anderen Seite der Kirche. Bleibt zu hoffen, dass die Falkenmutter sich nicht wieder von der lauten Musik irritieren lässt.
Die Jungfalken wollen raus, man kann es deutlich sehen. Sie schlagen mit ihren Flügeln, steigen auch schon
mal an der Mauer hoch und springen dabei umher. Sobald der Terzel oder die Falkenmutter gesichtet werden, wird laut gerufen. Es
ist bemerkenswert, wie die Eltern alles gemeinsam bewältigen. Die jungen Falken lernen alles voneinander und miteinander,
sowohl die Flugübungen als auch die Gefiederpflege.
Heute regnet es morgens sehr stark, es ist zu hoffen, dass ausgerechnet bei diesen Bedingungen keiner den Ausflug wagt. Die
Eltern reduzieren momentan die Futterübergabe, das ist in den letzten Tagen normal, die Jungen sollen gelockt werden, das Nest zu verlassen.
Gestern sind drei Jungfalken ausgeflogen, heute Morgen dann der Vierte. Nummer fünf zieht es vor, noch ein bisschen in der Nische zu bleiben. Heute Nachmittag waren wegen des starken Windes drei wieder zusammen und wurden auch in der Nische gefüttert.
Nachdem der stärkere Wind vom Tag des Ausflugs zum Glück abgeklungen ist, vergehen die Tage mit Flugübungen. Von der Nische zum Baum, zum Storchennest, zum Baum und wieder zurück. Wir haben wieder einen Kantenhocker, einen "Regenrinnenrutscher" und mindestens einen Schreihals. Nachts kehren die Jungfalken gerne wieder in die Nische zurück, gefüttert wird jedoch ausschließlich im Baum, im Storchennest oder in der Regenrinne. Wir sind gespannt, wie lange sie es dieses Jahr auf dem Kirchengelände aushalten, vor 2 Jahren hatten wir ja eine recht lustige Truppe, die so gar nicht ausfliegen wollten.